Gastbeitrag von Monika Borchert

Die Gründung eines Unternehmens ist ein spannender, aber auch herausfordernder Schritt. Neben der Entwicklung eines soliden Geschäftsplans und der Sicherstellung der Finanzierung ist es für Existenzgründer unerlässlich, sich mit dem Thema Versicherungen auseinanderzusetzen.

Der richtige Versicherungsschutz kann nicht nur finanzielle Risiken minimieren, sondern auch das Vertrauen in die eigene Geschäftstätigkeit stärken. Hier sind die wichtigsten Versicherungen, die ein Existenzgründer in Betracht ziehen sollte:

Krankenversicherung
Mit Beginn der Selbständigkeit, ist man nicht mehr Sozialversicherungspflichtig. Das bedeutet, dass keine Verpflichtung mehr besteht, Sozialversicherungsbeiträge (Arbeitslosen- und Rentenversicherungsbeiträge) zu zahlen. Sehr wohl besteht aber eine Kranken- und Pflegeversicherungspflicht. Hier kann gewählt werden, zwischen einer freiwilligen, gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung. Es können aber auch beide kombiniert werden.

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) bieten 2 Leistungsprinzipien an. Das Sachleistungsprinzip und die Kostenerstattung.

Sachleistungsprinzip:
Sie geben beim Arzt Ihre Krankenversicherungskarte ab und dieser rechnet innerhalb der versicherten Leistungen, direkt mit der gesetzlichen Krankenversicherung ab.

Kostenerstattung:
Sie werden beim Arzt wie ein Privatpatient behandelt (aber auch nur innerhalb der versicherten Leistungen der GKV). Der Arzt darf aber für seine Behandlung andere Vergütungssätze abrechnen und damit erhält man häufiger auch am Quartalsende noch Termine und der Arzt nimmt sich in der Regel auch mehr Zeit für die Patienten. Sie erhalten die Rechnung vom Arzt, Sie reichen sie an die GKV weiter und bekommen von dort eine Abrechnung. Diese leiten Sie dann an Ihre private Krankenversicherung weiter, die dann die Differenz erstattet.

Sie können aber auch nach dem Sachleistungsprinzip versichert sein und private Zusatzversicherungen für die Bereiche z.B. Zahn, Heilpraktiker, Brille und Krankenhaus abschließen.

In der Privaten Krankenversicherung bestimmen Sie, welchen Leistungsumfang Sie wünschen und damit eröffnet sich Ihnen als Selbstständigem die Möglichkeit, sich leistungsstärker und auch evtl. beitragsgünstiger zu versichern. Wichtig ist hier zu beachten, dass in der privaten Krankenversicherung, immer jede Person für sich versichert wird und einen eigenen Beitrag bezahlen muss. Eine Familienversicherung, wie in der gesetzlichen Krankenversicherung, gibt es nicht. Das kann beim Bestehen einer Familie, unter Umständen sehr teuer werden. Die Prämien richten sich nach dem Leistungsumfang und nicht, wie in der gesetzlichen Krankenversicherung, prozentual vom Einkommen.

Da Sie keinen Arbeitgeber haben, genießen Sie auch keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall mehr. Deshalb ist es empfehlenswert, wenn Sie sich freiwillig gesetzlich Krankenversichern, dass Sie auch ein Krankengeld mitversichern. Hierdurch ergibt sich aber eine 3-jährige Pflichtmitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung. Sie können das Tagegeld auch (auch als Ergänzung, wenn die Absicherung über die gesetzliche Krankenversicherung für Sie nicht hoch genug ist), über eine private Krankentagegeldversicherung abschließen.

Absicherung der Arbeitskraft
Wenn Sie nicht mehr sozialversicherungspflichtig sind, müssen Sie keine Beiträge mehr in die gesetzliche Rentenversicherung zahlen, könnten es aber freiwillig tun. Für einige Berufsgruppen besteht eine Rentenversicherungspflicht. Das sollte bei der gesetzlichen Rentenversicherung abgeklärt werden

Wenn Sie keine Pflichtbeiträge mehr in die gesetzliche Rentenversicherung bezahlen, verlieren Sie hier Ihre Ansprüche auf Erwerbsminderungsrente nach 2 Jahren Selbständigkeit.

Als Ersatz und/oder Ergänzung gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie z.B. die:
Berufsunfähigkeitsversicherung
Erwerbsminderungsrente
Dread Disease (Schwere Krankheiten Vorsorge)
Funktionelle Invaliditätsabsicherung
Unfallversicherung
usw.

Altersversorgung
Altersvorsorge ist ein Thema, das viele Selbständige gerne vor sich herschieben. Die Zeit bis zur Rente scheint noch so lang zu sein, dass es doch noch ein paar Jahre Zeit hat, sich damit zu befassen. Oft genug ist das Ergebnis, dass auch erfolgreiche Selbständige im Alter nur sehr geringe Rücklagen haben, von denen sie dann ihren Lebensabend bestreiten müssen.

Mit der Einführung der Basisrente wurde Selbständigen hier ein sehr gutes Mittel an die Hand gegeben, um Altersvorsorge zu betreiben. Es können auch sehr große Sparbeiträge steuerlich in Ansatz gebracht werden. Auch im Falle einer Insolvenz kann Kapital in einer Basisrente nicht gepfändet werden. Das Geld ist also bis zu Rente sicher.

Es gibt aber auch viele andere Wege. Und weil es so viele Möglichkeiten gibt, ist es ratsam, dieses Thema mit einem Experten zu besprechen. Altersversorgung ist kein Produkt, sondern ein Prozess.

Haftung
Die Betriebshaftpflichtversicherung ist die wichtigste aller gewerblichen Versicherungen. Sie ist eine unbedingte Notwendigkeit für jeden Existenzgründer.

Die Betriebshaftpflichtversicherung schützt vor Ansprüchen Dritter, die durch Schäden oder Verletzungen entstehen, die im Zusammenhang mit der Geschäftstätigkeit stehen.

Einzelunternehmer und Freiberufler sind in der Regel auch persönlich mit Ihrem Privatvermögen haftbar.

Vermögensschäden
Während die Betriebshaftpflicht für Personen- und Sachschäden, sowie daraus resultierende Vermögensschäden (z.B. Verdienstausfall) aufkommen, sind reine Vermögensschäden nicht versichert. Ursachen für echte Vermögensschäden können beispielsweise sein:
Beratungsfehler
Fehlauskünfte,
Fristversäumnisse,
Planungsfehler…

Rechtsschutzversicherung
Eine Rechtsschutzversicherung ist eine sinnvolle Ergänzung zur Betriebshaftpflicht.

Rechtliche Auseinandersetzungen bleiben im Geschäftsleben nicht aus. Seien es Schadenersatzforderung, die Sie selbst durchsetzen möchten oder Streitigkeiten mit Mitarbeitern.

Inhaltsversicherung
Die Inhaltsversicherung ist vergleichbar mit der Hausratversicherung für den Betrieb. Wer sein Gewerbe in Geschäftsräumen betreibt, eine Werkstatt oder Lagerhalle unterhält, hat dort auch eine Betriebseinrichtung, die eine beträchtlichen Wert darstellen kann.

Egal ob Büromöbel, Computer, Maschinen, Werkzeuge oder Vorräte, es ist immer problematisch, wenn die Betriebseinrichtung z.B. durch Feuer, Wasser oder einen Einbruch beschädigt wird bzw. abhanden kommt.

Eine Inhaltsversicherung deckt im Rahmen der gewählten Gefahren die Kosten für Schadenbeseitigung, Reparatur und Neuanschaffung.

Betriebsunterbrechungsversicherung
Wenn der Betrieb, wie in der Inhaltsversicherung beschrieben, geschädigt wird und legt den Geschäftsbetrieb lahm, kann es schwierig sein, die weiter laufenden Kosten zu decken. Miete, Leasingraten, Personalkosten etc. fallen weiterhin an und müssen gezahlt werden.

Oft beinhaltet die Inhaltsversicherung bereits eine Betriebsunterbrechungsversicherung, in einer Höhe, die dem versicherten Wert Ihrer Firmenausstattung entspricht. Diese sogenannte kleine Betriebsunterbrechungsversicherung, empfiehlt sich gerade für Existenzgründer.

Cyberversicherung
Cybercrime ist leider längst fester Bestandteil unserer Gesellschaft geworden. Die Medien berichten regelmäßig von Fällen, bei denen große Konzerne gehackt wurden. Aber auch kleine und mittelständische Firmen sind beliebte Ziele für Angriffe, da Datenmaterial hier im Regelfall schlechter oder gar nicht geschützt ist.

Absicherbar sind die Haftpflichtansprüche gegenüber Dritten, die aus dem Missbrauch der Daten entstanden sind. Aber auch die finanziellen Folgen, die Ihrem Unternehmen z.B. durch einen Fall von Ransomware o.Ä. entstehen, können abgesichert werden.

Ein moderner Schutz für die modernen Zeit, in der wir leben.

 

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Michael Heinrich
Michael Heinrich kombiniert eine fundierte akademische Ausbildung mit über 30 Jahren Erfahrung in der Versicherungsbranche. Nach seinem Studium der Wirtschafts- und Organisationswissenschaften an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg begann er seine Karriere bei der Gerling-Versicherung, wo er sich auf die Betreuung von Firmenkunden spezialisierte. Seit 2008 ist er bei der AssCurat Versicherungsmakler AG tätig. Hier berät er Unternehmen, insbesondere kleine und mittelständische Betriebe (KMU), in Versicherungsfragen. Seit 2012 leitet er das Unternehmen als Geschäftsführer, ab 2016 als Vorstandsvorsitzender. Mit seiner umfassenden Expertise und strategischen Denkweise setzt er auf maßgeschneiderte Lösungen für seine Kunden.