Trumps Zollpolitik – Gefahr für die Weltwirtschaft oder Kalkül mit der Wall Street?

(Darstellung aus der Software TradingView welche die Kursentwicklung nach Börsenschluss am 02.04.2025 während der Rede des US-Präsidenten Trump zeigt)

US-Präsident Donald Trump hat mit einer dramatischen Ankündigung die Wirtschaftswelt aufgeschreckt: Neue, teils drastische Zölle auf Importe sollen ab sofort gelten. Besonders die Europäische Union wird dabei mit einer Quote von 20 Prozent hart getroffen. Ein Basiszoll von zehn Prozent auf alle Importe in die USA soll ebenfalls greifen. Ökonomen und Finanzexperten schlagen Alarm. Doch wie weit ist Trump wirklich bereit zu gehen – und wer könnte ihn tatsächlich stoppen?

Eskalation auf der Weltbühne

Mit der Einführung von Autozöllen in Höhe von 25 Prozent auf Fahrzeuge und Autoteile im Wert von fast 600 Milliarden Dollar geht Trump aufs Ganze. Diese Zölle betreffen nicht nur Autoteile wie Motoren, Getriebe, Batterien und Reifen, sondern auch komplette Fahrzeuge. Überraschend ist, dass auch Computer auf der Liste stehen – eine Kategorie, die im Vorjahr einen Importwert von 138,5 Milliarden Dollar ausmachte.

Laut Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING, scheinen „die 1930er Jahre zurück“ zu sein. Das deutet auf eine Rückkehr zu wirtschaftspolitischen Isolationstendenzen hin, die in der Vergangenheit bereits verheerende Auswirkungen hatten. Auch der Ökonom Salomon Fiedler von der Berenberg Bank sieht in den Zöllen ein doppeltes Spiel: Trump wolle damit einerseits Druck auf Handelsverhandlungen ausüben, andererseits aber auch Einnahmen für den US-Fiskus generieren.

Auswirkungen auf Deutschland und Europa

Besonders besorgt sind Experten um die Exportnation Deutschland. Achim Wambach, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), warnte vor erheblichen Einbußen. Studien zufolge könnten die deutschen Exporte in die USA um etwa 20 Prozent einbrechen. Das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands könnte um bis zu 0,5 Prozent sinken. Das Münchner Ifo-Institut sieht ebenfalls große Gefahren. Lisandra Flach, Expertin am Institut, rechnet mit einem dauerhaften Rückgang des deutschen BIP um 0,3 Prozent. Besonders Branchen wie Pharma, Auto und Maschinenbau seien stark betroffen.

Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, spricht von einem „schlechten Tag für das Exportland Deutschland“. Nach seinen Berechnungen könnte das deutsche BIP aufgrund der neuen Zölle um ein halbes Prozent sinken. Krämer hofft auf Nachverhandlungen der EU, erwartet jedoch dennoch negative Auswirkungen.

Globale Auswirkungen und die Reaktion der EZB

Die Sorge um die globale Wirtschaft wächst. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sieht in Trumps Zöllen eine Bedrohung für die weltwirtschaftliche Stabilität. „Falsch, weil im Ergebnis der Wohlstand aller angegriffen wird,“ erklärte er. Die Preise steigen, das globale Wirtschaftswachstum wird zurückgehen und Unsicherheit bei Unternehmen und Investoren wird zunehmen.

Laut Nagel steht auch die Geldpolitik auf dem Prüfstand. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde ihre Zinspolitik neu bewerten müssen, während der Markt bereits auf eine mögliche Zinssenkung spekuliere.

Wie kann ein Fazit lauten – Trump am Scheideweg?

Trump hat sich mit seinen Zollmaßnahmen zwar Respekt bei protektionistischen Wählern verschafft, aber auch heftige Kritik von Experten und Politikern weltweit eingehandelt. Doch während die akademische Welt den Kurs der USA mit Sorge betrachtet, gibt es einen Machtfaktor, dem Trump weitaus aufmerksamer zuhören dürfte: Die Wall Street.

Die bisherigen Ankündigungen zu Strafzöllen haben bereits spürbare Verunsicherung an den Märkten ausgelöst. Aktienkurse, vor allem von Unternehmen im Tech-Sektor, reagierten empfindlich. Besonders brisant ist, dass diese Tech-Giganten zu den engsten Verbündeten Trumps gehören – viele ihrer Führungsfiguren standen gemeinsam mit ihm und seiner Familie bei seiner Amtseinführung auf der Bühne.

Es ist kein Geheimnis, dass Trump ein besonderes Verhältnis zur Wall Street pflegt. Eine Korrektur an den Finanzmärkten würde nicht nur die Wirtschaft insgesamt treffen, sondern auch seine politischen Ambitionen gefährden. Sollte es zu einem anhaltenden Rückgang kommen, ist es durchaus möglich, dass Trump seine Zollpolitik überdenken wird.

Letztlich wird die Wall Street, mit ihren immensen Einflussmöglichkeiten, Trump vermutlich eher zur Vernunft bringen als alle Appelle von Ökonomen oder Professoren, auf die er ohnehin selten hört. Es scheint, als ob die Märkte bald die Grenze dessen aufzeigen könnten, was Trumps Wirtschaftspolitik tatsächlich aushalten kann.

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Frank Seidel
Frank Seidel ist Bankkaufmann und Finanzökonom (EBS) mit einer beeindruckenden akademischen und beruflichen Laufbahn. Nach seiner Ausbildung absolvierte er einige vertiefende Weiterbildungen an der renommierten Finanzakademie der European Business School gemeinsam mit der Deutschen Börse Gruppe, unter anderem als Investment Consultant, Quantitative Investment Analyst und Qualified Portfolio Manager. Mit seiner fundierten Expertise und seiner Leidenschaft für innovative Ansätze hat er u.a. die amandea Vermögensverwaltung AG sowie die fps financial planning services GmbH gegründet, deren Vorstand bzw. Geschäftsführer er ist. Sein beruflicher Schwerpunkt liegt auf der Betreuung vermögender Privatkunden und der Begleitung von Menschen, die sich in persönlichen und finanziellen Veränderungsphasen befinden. Durch seine systematische Arbeitsweise schafft er es, individuelle Lösungen zu entwickeln, die sowohl nachhaltig als auch zukunftsorientiert sind. Neben seiner beruflichen Erfüllung ist Frank Seidel stolz auf seine Familie und seine beiden Kinder, die ihm mindestens genauso wichtig sind wie die Meilensteine in seiner Karriere.