Zur Beurteilung von Wertpapier-Portfolios werden hauptsächlich zwei Kennzahlen herangezogen: Rendite und Risiko. Normaler Weise gilt, dass mehr Rendite nur durch Eingehen von mehr Risiko zu erzielen ist. Durch richtige Diversifikation kann dies optimiert werden.

Seit Jahrtausenden haben Menschen erkannt, dass das Risiko dadurch reduziert werden kann, dass man nicht alles einem einzelnen Risikofaktor aussetzt. „Lege nicht alle Eier in einen Korb“, „man soll nicht alles auf eine Karte setzen“, „vertraue nicht all Deine Ware einem Schiff an“ sind uralte Weisheiten.

Diese gelten auch in der Wertpapieranlage, der Portfolio-Zusammenstellung.
Kaufe nicht nur eine Aktie, sondern verschiedene, ist dabei nur ein Anfang einer echten Diversifikation.

Die meisten Wertpapierdepots enthalten dabei insgesamt nicht mehr als die Anlageklassen Aktien und Anleihen. Innerhalb der Anlageklassen werden seit einiger Zeit Indexfonds benutzt, die viele verschiedene Aktien abdecken. Und auch bei den Anleihen werden mit Fonds eine Anzahl Anleihen erworben. Allerdings sind es dann immer noch „nur“ Aktien bzw. „nur“ Anleihen. Das bedeutet, dass in einem Aktien-Crash alle Aktien fallen werden, egal welche man hat. Wenn die Zinsen steigen, werden alle klassischen Anleihen verlieren, da ihre Kupons nun zu niedrig sind.

Manche haben noch als weitere Anreicherung Gold und/oder Immobilien-Investments. Damit sind sie schon breiter aufgestellt.

Die Idee dahinter ist, Investments zu haben, die sich unabhängig voneinander verhalten; im Idealfall sogar entgegengesetzt. Dies geschieht zum Beispiel, wenn Anleger im Aktien-Crash umschichten in Gold und Staatsanleihen. Die ersteren fallen, die letzten beiden steigen.

Es geht aber noch viel mehr! Durch das Hinzufügen von inflationsgelinkten Produkten, Kreditrisikoprämien, Absolute Return-Fonds und Katastrophenanleihen, etc. kann ein noch viel besseres Risiko-Rendite-Profil erzielt werden, weil der Aktienanteil stark reduziert wird, ohne auf positive Renditen verzichten zu müssen.

Bei der Zusammenstellung eines Portfolios ist die sogenannte strategische Asset Allocation viel wichtiger als die Einzelselektion der Wertpapiere, die gekauft werden und das Timing, wann gekauft wird. Von „strategischer“ Asset Allocation sprechen wir, wenn es um langfristige Entscheidungen mit einem Horizont von mindestens fünf Jahren geht. Es handelt sich also um Grundsatzentscheidungen, wie z.B. „soll ich langfristig in Bitcoins investieren?“.

Daneben gibt es die sogenannte „taktische“ Asset Allocation. Sie betrifft Anlageentscheidungen, die Zeiträume betrifft, die kürzer als fünf Jahre sind. So kann zum Beispiel eine aktuelle Schwäche im Ölpreis mit einer kurzfristigen Spekulation auf einen Wiederanstieg eingegangen werden. Oder es werden Aktien nach einem Crash kurzfristig übergewichtet.

Bei der Auswahl der Anlageklassen für die strategische AA sind dabei zwei Faktoren besonders zu beachten:

a) erwirtschaftet die Anlageklasse langfristig eine eigenständige  positive Rendite? Gold und Bitcoin tun das zum Beispiel nicht. Dennoch können sie eventuell als Absicherung gegen einen eventuellen Zusammenbruch des klassischen Finanzsystems oder als Inflationsschutz dem Portfolio beigemischt werden. Rohstoffe zum Beispiel können nicht direkt gekauft werden und verlieren durch hohe Zusatzkosten bei der Substitution über Futures in den Investmentvehikeln langfristig so viel, dass es schwer ist, mit ihnen eine positive Rendite in der strategischen Asset Allocation zu erreichen.

b) wie wirkt sich die Anlageklasse im Gesamtkontext des Portfolios aus bzw. was ist ihr Diversifikationsbeitrag? Auch wenn Immobilien-ETFs (REITS) langfristig eine zu klassischen Aktien unkorrelierte Rendite erwirtschaften, handelt es sich trotzdem immer noch um (Immobilien-)Aktien. Deshalb fallen sie in einem Crash hoch korreliert mit allen anderen Aktien und stellen deshalb keine wirkliche Diversifikation dar.

Zusammenfassung

– Diversifikation ermöglicht Risikoreduktion ohne auf Erträge zu verzichten
– Wahre Diversifikation im Portfolio wird nur durch eine große Anzahl verschiedener Anlageklassen erreicht
– Nicht jede Anlageklasse ist zur Optimierung von Portfolios geeignet