Es war für viele Anleger ein gutes Jahr 2024. Im Dezember haben sowohl die US Indizes Dow Jones, S&P 500 als auch der Nasdaq 100 neue Höchststände erreicht. Auch der Dax als der Index der 40 größten deutschen Unternehmen hat im Dezember neue All-time Highs erreicht. Obwohl Siemens Energy die beste relative Performance geliefert hat, ist der Beitrag zum Dax doch eher überschaubar. Letztendlich für knapp 40% der Performance des Dax im Jahr 2024 war SAP verantwortlich.
Trotzdem hinkt der Dax seinem Pendant S&P 500 seit langem hinterher, insbesondere dann, wenn man die Dividenden wie beim Kursindex herausrechnet.
Für mittelgroße und kleine Unternehmen sieht die Sachlage für 2024 schon etwas anders aus. Ja, es gibt einzelne Unternehmen, die eine ausgezeichnete Performance verzeichneten, aber das war eher die Ausnahme. MDax und SDax stehen zum Jahresende ungefähr auf Höhe der Indexstände zum Jahresende 2023.
Wie geht es an den Märkten in 2025 weiter?
Das Anlagejahr 2025 birgt viele spannende Entwicklungen und Herausforderungen. Anleger müssen sich auf eine sich verändernde Marktdynamik einstellen und gleichzeitig neue Chancen erkennen. Doch welche Trends werden das Jahr 2025 prägen?
Drei Faktoren werden für ein erfolgreiches Jahr 2025 entscheidend sein:
- Die Geldpolitik
Nachdem die Inflation in den westlichen Ländern sich so langsam der Zielmarke von 2,0% per annum nähert, hat die EZB bereits im laufenden Jahr bereits vier Mal die Zinsen auf einen Satz von 3,0% gesenkt. Zudem schwächelt die europäische Wirtschaft und die Schuldenquote insbesondere von Frankreich macht auch den Ratingagenturen Sorgen. Die EZB wird nicht umhinkommen, auch in 2025 die Zinsen weiter zu senken. Das sollte die Aktienmärkte in Europa unterstützten.
Für die USA sieht es nicht ganz so eindeutig aus. Mit der Einführung des 27. Präsidenten Donald Trump am 20. Januar 2025 und dessen Ambitionen zur Einführung von Zöllen könnte die Inflation in den USA wieder steigen lassen. Das würde es der US-Zentralbank FED unmöglich machen die Zinsen weiter zu senken. Einen kleinen Vorgeschmack haben wir am 18. Dezember 2024 gesehen, als die FED zwar die Zinsen ein drittes Mal gesenkt hat, aber wegen erhöhter Inflation und guter Wirtschaftsdaten nur noch zwei Zinssenkungen für 2025 antizipiert (anstatt bisher vier Zinssenkungen für 2025). Im Anschluss hat der technologielastige NASDAQ 100-Index den größten Rückgang seit August 2024 gesehen.
Einen Teil des langsameren Zinssenkungszyklus, des höheren Zinsniveaus sowie dem Geldabfluss aus Europa haben wir bereits beim Wechselkurs des US-Dollar zum Euro gesehen. Der US-Dollar hat seit dem Sieg von Donald Trump Anfang November zu vielen anderen Währungen aufgewertet. Niedrigere Währungen sind aber auch teilweise gewünscht, um den Export anzukurbeln.
Eine Frage wird sein, wie die Zentralbank in Japan (BoJ) auf die ansteigende Inflation reagieren wird. Bisher ist die BoJ noch die „Liquiditätsschleuder“ der Welt und es gibt immer noch viele institutionelle Investoren, die sich Geld in Japan günstig leihen, um es dann in anderen Märkten zu höheren Renditen zu investieren („Carry Trades“). Die BoJ wird sicherlich behutsam vorgehen und hat am 19. Dezember 2024 die Zinsen zunächst noch unverändert gelassen, aber weitere Zinserhöhungen sollten nach Jahren der Nullzinspolitik im Jahr 2025 notwendig sein. Anfang August 2024 hat sich gezeigt, dass die plötzliche Auflösung von Carry Trades zu Verwerfungen an den globalen Aktienmärkten führen kann. Deshalb muss man die Aktivitäten der BoJ im kommenden Jahr genau verfolgen.
2. Konjunktur und fiskalischen Maßnahmen einzelner Wirtschaftsnationen
Die US-Konjunktur läuft weiterhin rund. Die geplanten Steuersenkungen von Donald Trump sind einerseits ein Risiko für die Verschuldung, aber generell gut für die Konjunktur. Durch steigende Einkommen hält auch die Konsumlaune der Amerikaner erst einmal an. Lediglich die potenzielle Einführung von Zöllen gegenüber China, Mexiko, Kanada oder Europa könnte die Inflation wieder anheizen und den Welthandel eintrüben. Letztendlich führen Zölle immer zu einem Verlust von Wohlstand. Man kann nur hoffen, dass die Berater von Donald Trump die Konsequenzen aufzeigen.
In Europa sieht die Lage anders aus. Frankreich leidet unter einer instabilen politischen Situation und Mitte Dezember hat Moody’s die Kreditwürdigkeit erneut herabgestuft. Die Schulden laufen in Frankreich aus dem Ufer und könnten zu einer neuen Finanzkrise führen. Die EZB hält prinzipiell ein Instrumentarium bereit, um unbegrenzt Staatsanleihen eines einzelnen Staates zu kaufen, aber die Voraussetzungen sehen dies nur bei einem unverschuldeten Anstieg der Kreditzinsen vor. Fiskalpolitischen Spielraum hat Frankreich aktuell keinen.
Und in Deutschland haben wir seit Jahren eine strukturelle Krise, die von der bisherigen Regierungskoalition zuerst heruntergespielt wurde und dann zu kurzfristigen Talkrunden mit der Industrie führten. Es haben sich so viele Probleme aufgestaut, dass man nur hoffen kann, dass mit der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 eine stabile und anpackende neue Regierung folgt. Von einer neuen Regierung könnte ein Impuls für den deutschen Aktienmarkt ausgehen. Der Bewertungsunterschied zwischen den USA und Europa ist enorm. Helen Jewell, Chief Investment Officer der Region EMEA von Blackrock hat zuletzt im Dezember ausgeführt, dass Europa“ priced for failure“ ist, während die USA „priced for perfection“ ist. Ob sich der Bewertungsunterschied in 2025 relativieren wird, hängt auch von der neuen Bundesregierung ab.
Zuletzt müssen aber auch neue Stimuli aus China kommen. Während es erste leichte positive Signale einer Stabilisierung des Immobilienmarktes zum Ende des Jahre gibt, ist die Jugendarbeitslosigkeit weiterhin hoch und das Wachstum niedrig. Es braucht weitere Impulse, um auch den Konsum in China anzukurbeln. Letztendlich würde auch die deutsche Exportwirtschaft von einer besseren Konjunktur in China profitieren. Wir können auf weitere Stimuli im Jahr 2025 hoffen.
3. Geopolitische Ereignisse
Natürlich kann sich der Aktienmarkt nicht von geopolitischen Ereignissen entkoppeln. Obwohl der Umsturz in Syrien im Dezember sehr schnell ging, hängt es jetzt ab, eine stabile Regierung zu etablieren. Inwiefern Deutschland dann integrierte Fachkräfte verliert, muss sich zeigen. Der Fachkräftemangel würde sich verschärfen.
Aber es bleiben weitere Konflikte: neben der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Israel und der Hamas im Gaza-Streifen sowie gegen die Hisbollah im Libanon ist auch der Krieg in der Ukraine weiterhin ein Belastungsfaktor für Europa. Sollte es unter Donald Trump einen Frieden in der Ukraine geben, dann ergeben sich für Europa neue Möglichkeiten beim Wiederaufbau und eine Erholungsrallye. Vom Aufbau des Landes würden viel Industrien in Europa profitieren.
Grundsätzlich gibt es aber auch latente Spannungen zwischen Nord- und Südkorea sowie zwischen China und Taiwan, die sich jederzeit entladen können.
Während sich Finanzmärkte sehr schnell an begrenzte geopolitische Konflikte gewöhnen und abhaken, wäre eine Eskalation zwischen China und Taiwan eine andere Dimension, die zu einem Crash führen könnte, zumal Taiwan bei der Produktion von Chips für die künstliche Intelligenz einen Marktanteil von bis zu 90% hat.
Projektionen einzelner Banken
Das Vontobel Swiss Equity Research Team rechnet für 2025 mit einem stärker diversifizierten Gewinnwachstum. Nach einem Jahr 2024 mit hohen Lagerbeständen und schwacher Nachfrage aufgrund hoher Zinsen könnte die Anpassung der Lieferketten und sinkende Zinsen die Nachfrage und die Konsumausgaben ankurbeln. Künstliche Intelligenz (KI) hat die Aktienkurse vor allem im Technologiesektor beflügelt, ohne bisher nennenswerte Auswirkungen auf andere Sektoren zu haben. Nach einer Phase relativer Marktstabilität könnte ab 2025 eine strukturell höhere Volatilität zurückkehren. Deshalb sieht Vontobel für 2025 auch positive Entwicklungen für zyklische Titel.
Donner & Reuschel rechnet für das Jahr 2024 mit weiterhin positiven Märkten. Für Ende 2025 wird unter anderem beim S&P 500 ein Stand von 6.400 Punkten, beim Dax ein Stand von 22.000 Punkten und bei Gold ein Preis von US$ 3.000 pro Feinunze erwartet.
Warburg Research konstatiert: während der DAX bisher um fast 22 % zulegen konnte und erst Mitte Dezember ein neues Allzeithoch erreicht hat, haben sich MDAX und SDAX seit dem Jahreswechsel 2023/2024 seitwärts entwickelt und notieren noch meilenweit unter ihren Rekordhochs aus dem Jahr 2021. Noch deutlich schwächer haben viele Nebenwerte performt, die in keinem der Indizes aus der DAX-Familie enthalten sind.
Die Analysten von Warburg Research trauen einigen Aktien aus dem deutschen Nebenwertebereich für das kommende Jahr eine kräftige Erholung zu.
JPMorgan merkt in seinem Ausblick für 2025 an: die Lockerung der Geldpolitik und die solide Konjunktur – insbesondere in den Vereinigten Staaten – trugen dazu bei, dass die globalen Aktien in 2024 stiegen und die US-Aktien 57 neue Allzeithochs erreichten. JP Morgan glaubt, dass sich die US-Zentralbank weiterhin auf dem Weg zu einer neutraleren geldpolitischen Haltung befindet, was nochmals niedrigere Leitzinsen bedeutet. Ihrer Ansicht schätzt den neutralen Zinssatz bei einer Spanne von 3 % bis 4 % ein. Und andere Zentralbanken der Industrieländer wie die Europäische Zentralbank und die Schweizerische Nationalbank dürften die Zinsen bereits in der ersten Hälfte des nächsten Jahres unter ihre neutralen Zinssätze senken. JPMorgan führt weiter aus, dass mögliche Zölle allein nicht ausreichen, um die insgesamt konstruktive Einschätzung der Kapitalmärkte zu trüben.
Fazit
In einem Umfeld rückläufiger Inflation und sinkender Zinsen dürften Aktien auch im kommenden Jahr 2025 eine wichtigere Rolle spielen. Handelskonflikte, politische Spannungen und Inflationsängste könnten allerdings 2025 für eine erhöhte Volatilität sorgen. Anleger sollten deshalb flexibel und breit diversifiziert bleiben sowie auch Gold als Bestandteil ihres Portfolios wählen.
Sollte es zu stärkeren Rückgängen oder einem Einbruch an den Aktienmärkten kommen, kann man letztendlich immer auf das Eingreifen der Zentralbanken vertrauen. „Whatever it takes“ wurde vom früheren EZB-Präsidenten Mario Draghi in der Finanzkrise geprägt. Die Bank of England hat im Jahr 2023 eingegriffen und im Sommer 2024 die Bank of Japan. Die Zentralbanken werden die Anleger nicht alleine lassen, weil auch die bereits erheblich reduzierten Bilanzsummen der US-Notenbank und der EZB dafür wieder Spielräume bieten.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihren Entscheidungen im kommenden Jahr!