(Teil 7 in einer Beitragsreihe von insgesamt 9 aufeinander aufbauenden Fachbeiträgen zum Thema Liquid Alternatives)
„Egal ob die Märkte steigen oder fallen – wir wollen positive Renditen erzielen.“ Diese anspruchsvolle Zielsetzung ist der Kern von Absolute-Return-Strategien. In einer Welt, in der Aktien und Anleihen manchmal gleichzeitig unter Druck geraten, wächst das Interesse an Anlagekonzepten, die unabhängig von der allgemeinen Marktrichtung funktionieren. Doch was steckt wirklich hinter diesen Strategien, und wie können sie Ihr Portfolio bereichern?
Was bedeutet eigentlich „Absolute Return“?
Im Gegensatz zu traditionellen Anlagen, die ihre Leistung an einem Vergleichsindex (Benchmark) messen, streben Absolute-Return-Strategien unter allen Marktbedingungen positive Erträge an. Sie versuchen nicht, einen Index zu schlagen oder zu kopieren, sondern fokussieren sich auf konstante, von Marktindizes unabhängige Ergebnisse.
Ein einfaches Beispiel: Ein normaler Aktienfonds könnte stolz sein, wenn er in einem Jahr mit -15% besser abschneidet als sein Vergleichsindex, der vielleicht -20% verlor. Für einen Absolute-Return-Ansatz wäre dies dennoch ein Misserfolg – das Ziel bleibt immer eine positive Rendite, unabhängig vom Marktumfeld.
Die Grundprinzipien erfolgreicher Absolute-Return-Strategien
Erfolgreiche Absolute-Return-Konzepte basieren auf einigen zentralen Prinzipien:
Marktneutralität: Viele Strategien versuchen, das allgemeine Marktrisiko (Beta) zu neutralisieren. Sie investieren beispielsweise gleichzeitig in unterbewertete Aktien (Long) und verkaufen überbewertete Titel (Short), sodass die allgemeine Marktrichtung weniger relevant wird.
Multiple Renditequellen: Statt auf eine einzige Quelle zu setzen, kombinieren sie verschiedene unabhängige Strategien. Wenn eine schwächelt, können andere ausgleichen.
Systematischer Ansatz: Erfolgreiche Absolute-Return-Strategien folgen klaren, regelbasierten Prozessen. Emotionale Entscheidungen werden vermieden, stattdessen stehen datenbasierte Analysen im Vordergrund.
Stringentes Risikomanagement: Die Kontrolle von Risiken ist nicht nebensächlich, sondern zentraler Bestandteil. Positionsgrößen, Verlustbegrenzungen und Diversifikationsregeln werden strikt eingehalten.
Von der Theorie zur Praxis: Konkrete Strategieansätze
In der Praxis gibt es verschiedene Wege, das Ziel stabiler Erträge zu erreichen:
Relative-Value-Strategien nutzen Preisunterschiede zwischen verwandten Wertpapieren. Ein Beispiel ist Pair Trading: Wenn zwei ähnliche Unternehmen derselben Branche normalerweise parallel laufen, aber plötzlich auseinanderdriften, könnte man die überteuerte Aktie verkaufen und die günstigere kaufen – in der Erwartung, dass sie wieder konvergieren.
Event-Driven-Strategien fokussieren sich auf besondere Unternehmensereignisse wie Fusionen, Übernahmen oder Restrukturierungen. Bei einer angekündigten Übernahme könnte man beispielsweise die Aktie des Übernahmeziels kaufen, die typischerweise mit einem kleinen Abschlag zum angekündigten Übernahmepreis handelt.
Alternative Risikoprämien erschließen systematisch Renditen außerhalb traditioneller Märkte. Dazu gehören Volatilitätsstrategien, Carry-Trades oder bestimmte Faktorprämien wie Momentum oder Value.
Global-Macro-Ansätze treffen Anlageentscheidungen basierend auf makroökonomischen Analysen und Trends. Sie können flexibel zwischen verschiedenen Märkten, Regionen und Anlageklassen wechseln.
Was all diese Ansätze verbindet: Sie sind nicht darauf angewiesen, dass Märkte steigen. Sie können auch in Seitwärtsmärkten oder sogar in Abschwungphasen positive Erträge erzielen.
Warum Absolute Return in Ihr Portfolio gehört
Die Integration von Absolute-Return-Strategien bietet mehrere wichtige Vorteile:
Verbesserte Stabilität: Durch ihre geringe Korrelation zu traditionellen Anlagen können sie die Schwankungen des Gesamtportfolios reduzieren.
Schutz in Abschwungphasen: Während klassische Anlagen in Krisenzeiten oft gleichzeitig leiden, können Absolute-Return-Strategien ihre Stärken ausspielen.
Kontinuierliche Erträge: Statt auf große Kurssprünge zu hoffen, zielen sie auf stetige, moderate Gewinne ab – ideal für langfristigen Vermögensaufbau.
Emotionale Entlastung: Ein stabileres Portfolio erleichtert es, auch in turbulenten Marktphasen ruhig zu bleiben und an der langfristigen Strategie festzuhalten.
Die Rolle der Technologie
Moderne Technologie hat Absolute-Return-Strategien demokratisiert. Was früher großen Hedgefonds mit riesigen Analyseteams vorbehalten war, ist heute dank leistungsfähiger Computer, komplexer Algorithmen und künstlicher Intelligenz breiter zugänglich.
Systeme können heute in Echtzeit tausende Wertpapiere analysieren, Muster erkennen und Anomalien identifizieren. Sie überwachen kontinuierlich Risikofaktoren und können automatisch gegensteuern, wenn bestimmte Schwellenwerte überschritten werden.
Diese technologische Revolution macht es möglich, dass auch Privatanleger von Strategien profitieren können, die früher nur institutionellen Investoren offenstanden.
Praktische Umsetzung: Worauf Sie achten sollten
Für Privatanleger führt der Weg zu Absolute-Return-Strategien typischerweise über spezialisierte Fonds. Bei der Auswahl sollten Sie auf einige wichtige Aspekte achten:
Klare Strategie: Verstehen Sie die grundlegenden Prinzipien des Ansatzes. Ein guter Anbieter kann seine Strategie verständlich erklären, ohne sich hinter komplexem Fachjargon zu verstecken.
Erfahrenes Team: Prüfen Sie die Expertise und Erfahrung der Fondsmanager. Absolute Return erfordert spezialisiertes Know-how und jahrelange Praxis.
Track Record: Wie hat sich die Strategie in verschiedenen Marktphasen bewährt, besonders in Krisenzeiten? Achten Sie nicht nur auf die absolute Rendite, sondern auch auf Risikokennzahlen wie Volatilität und maximale Drawdowns.
Transparenz: Bevorzugen Sie Anbieter, die offen über Strategien, Risiken und Kosten informieren. Intransparente „Black Box“-Ansätze sollten Sie meiden.
Regulierung: UCITS-konforme Fonds bieten zusätzliche Sicherheit durch strenge europäische Regulierung und tägliche Liquidität.
Eine alternative stellt eine Investition in ein Kerninvestment in Form eines Multi-Asset-Fonds, der auch in Absolute Return investiert. Hier hat man den Vorteil, dass der Fondsmanager für den Privatanleger die Auswahl und den richtigen Mix trifft.
Realistische Erwartungen
Bei aller Begeisterung für Absolute-Return-Strategien ist es wichtig, realistische Erwartungen zu haben:
- Sie werden keine spektakulären Renditen in Bullenmärkten liefern. Wenn Aktienmärkte um 20% steigen, wird ein Absolute-Return-Ansatz typischerweise deutlich weniger einbringen.
- Auch sie sind nicht immun gegen Verluste. „Absolute Return“ ist ein Ziel, keine Garantie. Kurzfristige negative Phasen sind möglich und normal.
- Sie ersetzen nicht traditionelle Anlagen, sondern ergänzen sie. Ein ausgewogenes Portfolio kombiniert verschiedene Ansätze.
Der wahre Wert zeigt sich oft erst in schwierigen Marktphasen, wenn traditionelle Anlagen leiden. Dann können Absolute-Return-Strategien ihre Stärke ausspielen und zur Stabilität des Gesamtportfolios beitragen.
Fazit: Ein wichtiger Baustein für moderne Portfolios
Absolute-Return-Strategien sind kein Allheilmittel, aber ein wertvoller Baustein für ein modernes, krisenfestes Portfolio. Sie bieten eine Alternative zur klassischen Aktien-Anleihen-Mischung und können besonders in unsicheren Zeiten ihre Stärken ausspielen.
Die gute Nachricht: Was früher nur wohlhabenden Privatpersonen oder institutionellen Investoren zugänglich war, steht heute dank moderner Investmentlösungen jedem offen. Wer sein Portfolio zukunftssicher aufstellen möchte, sollte diese Möglichkeit nicht ignorieren.
Absolute Return ist letztlich mehr als nur eine Anlagestrategie – es ist eine Denkweise, die Stabilität und Kontinuität in den Mittelpunkt stellt. In einer zunehmend volatilen Welt gewinnt dieser Ansatz immer mehr an Bedeutung.